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Mainzer Rheinzeitung

Ein Drecksack, wer da nicht richtig mitlacht

Linke Szene feierte ausgelassen bei der 97er Trunksitzung im Haus der Jugend

"Es gibt mehr Drecksäck, als man denkt! Lob sei dem Narr, der sich so nennt - und öffentlich auch noch bekennt!"

von Michael Theurer

MAINZ. Wenn allein schon beim Namen "Drecksäck" so manchem traditionellen Mainzer Fastnachter der Kamm schwillt, dann kann Kabarettist Herbert Bonewitz nur mitleidig lächeln. Der Alt-Narr ist den Turnschuhfastnachtern gut gewogen und amüsierte sich am Samstag abend im Haus der Jugend köstlich. Bei der ersten von drei ausverkauften 97er Trunksitzungen feierte die linke Szene ausgelassen die "anner Fastnacht". Ein Drecksack, wer da nicht mitlacht. Daß den Alternativ-Narren auch im zweiten Jahr nichts heilig ist, zeigt das Eröffnungsspiel: Während sich die "Alten" Dieter Kramer und Angelika Spautz in der Neustadt mit Zugplakettchen behängen und auf den Rosenmontagszug warten, legen die "Jugendlichen" Günther Beck und Birgit Schütz zu "Heile heile Gänsje" einen abgefahrenen Hip-Hop auf die Gass'. Mit Thomas Schäfer steigt danach ein Redner in die Mülltonnen-Bütt, der im vergangenen Jahr als OB- Kandidat im HdJ ein Abräumer war. Eigentlich will er ja gar nicht mehr auftreten. Denn: "Ich halt doch kein Vortrag für Drecksäck und Dolle, / die lieber Beutel als mich un de Fortschritt tun wolle", klärt er die Narren auf. Doch weil es mit dem Rathaus-Chefsessel nichts wurde, nahm er den Job als Pförtner an. Und teilt kräftig nach allen politischen Seiten aus. Messias heilt 05-Kicker Im ersten Teil des Programms nötigen die Drecksäck ihren Fans mitunter Sitzvermögen ab. Mehrere Nummern geraten etwas zu lang und verlieren an Kraft. Das gilt auch für die "K-Gruppe". Nach dem Motto "Brave Mädels kommen in den Himmel, böse kommen gleich zu den Drecksäcken" geben sie Einblicke in die bewegten Lebensstationen der Catherine Deblöff. Dieter Kramers Vortrag als Stück Papier, das doch so gern ein Baum geblieben wäre, könnte auch auf jeder herkömmlichen Sitzung bestehen. Vielleicht liegt da das Problem. Grandios der Auftritt der närrischen 05er. Messias Wolfgang Frank alias Bernd Weisbrod hat seine kickenden Jünger um sich ver sammelt und vermag selbst blinde Stürmer durch Handauflegen zu heilen. Und in der genialen Abendmahlszene weiß der Trainer bereits, daß "bevor das Handy dreimal klingelt, mich einer von euch für 30 000 Silberlinge an den FCK verraten wird". Böse hat es Markus Höffer-Mehlmer erwischt. Er ist in die Fänge einer gnadenlosen Sekte geraten. Urkomisch berichtet er in der TV-Show "Elmar" dem Moderator Rainer Christ über sein Schicksal. Für ausgeflippte Stimmung sorgt die Drecksäck-Hausband "Se Bummtschaks": schrill, schräg und spitze. Schwer haben es danach das Narrhalla-Kombinat, das über Lenins Reise aus dem Exil nach Rußland berichtet, aber auch Monika Hilbert, Helga Hofmann , Barbara Lampe und Birgit Schütz: Mit dem Telefon auf dem Klo sitzend zeigen sie die Heimarbeitsplätze der Zukunft: Die Jobs sind für den Arsch. Trotz später Stunde lassen es die Drecksäcke nach der Pause krachen. Das liegt auch an der Nana-Mouskouri-Parodie von Sigrid Friedrich, Simone Gieswinkel, Rosi Bender und Ute Nau. Die Frauen-Gesangsgruppe "Mixed Pickles": kurz und gut. Barbara Lampe und Burkhart Lewe fehlen bei ihrer Tupper-Party zwar die ganz großen Gags, letzlich findet aber jedes Dippche sein Deckelche. Für die Männertanzgruppe "Funky" ist es da nur eine "Frage der Ehre", daß der Saal nach dem Auftritt toben muß. Der Auftritt des Abends wird der Radiorundumschlag von Jürgen Girtler. Fast 30 Minuten dauert das gnadenlos gute Kabarettprogramm. Er verschont keinen. Ob Mainzer Hofsänger ("Gute Stimmen. Aber die sehen immer so blaß aus. Leichenstarre?"), die Kirche ("Der Zölibat ist Mord am ungezeugten Leben") oder Theo Waigel. Der bitterböse Prediger Der Männerchor "Kotz in the Eck" und vor allem "Wanderprediger" Peter H. Eisenhuth mit den A-cappella/Drecksäck-Singers setzen einen famosen Schlußpunkt. Eisenhuth erlebt im Stile eines Martin Luther-Kings einen bitterbösen Traum: "Und ich sah, daß Deutschlands dickster Kanzler an Enddarmverschluß einging, weil Vera Lengsfeld und ihre ostdeutschen Bürgerrechtler sich nicht einigen konnten, wessen Kopf am längsten im Pfälzer Hintern stecken darf."

 


Meenzer Drecksäck  |  info@meenzer-drecksaeck.de